WHITEOUT
Eine Ausstellung der NEUEN GRUPPE vom 13. bis 15. April 2018
Halle 50, DomagkAteliers, Margarete-Schütte-Lihotzky-Straße 30, 80807 München


  • Katalog zur Ausstellung "WHITEOUT" als PDF

    mit Waltraud Danzig, Peter Dietz, Dieter Gassebner, Ekkeland Götze, Zita Habarta, Erica Heisinger, Trisha Kanellopoulos, Dieter Kränzlein, Ernst Krebs, Robert Lang, Albert Lohr, Nikolaus Mohr, Julia Reich, Andreas Rumland, Christian Schied, Astrid Schröder, Brigitte Schwacke, Diether Sommer, Brigitte Spielmann-Sommer, Maria Wallenstål-Schoenberg, Stefan Wehmeier

    Alle Fotos   ©   Copyright by Trisha Kanellopoulos









    Im unbegrenzten Raum zwischen Stille, Unendlichkeit und Licht

    WHITEOUT? Whiteout macht neugierig. Bezeichnet es doch beim ersten Lesen einen nicht alltäglichen Begriff in unserem Sprachgebrauch. In seiner deutschen Übersetzung würde man von „Weißblendung“ oder „Überstrahlung“ sprechen, womit aber für eine klare Definition noch nicht viel gewonnen ist. Und die Möglichkeit, bei unserer üblichen Wetterlage die Bekanntschaft mit einem Whiteout zu machen, ist eher selten. Handelt es sich doch beim Whiteout um ein meteorologisches Phänomen, das vor allem in Polargebieten oder im Hochgebirge anzutreffen ist.

    Als Whiteout wird jene Helligkeit bezeichnet, die nur bei schneebedecktem Boden und gedämpftem Sonnenlicht zu beobachten ist. Aufgrund einer diffusen Reflexion des Sonnenlichts und der damit einhergehenden minimalen Leuchtdichte kommt es zu einer starken Kontrastverringerung, das gesamte Blickfeld erscheint gleichmäßig hell, der Horizont verschwindet. Boden und Himmel verschmelzen nahtlos ineinander. Konturen und Schatten in der Landschaft lösen sich auf, sie sind nicht mehr zu sehen. Man hat das Gefühl, sich in einem völlig leeren, unendlich ausgedehnten weiß-grauen Raum zu bewegen. Physisch macht sich der Whiteout durch Desorientierung und Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinns bemerkbar. Bei manchen Menschen kann das zu einer starken psychischen Belastung führen, die sich durch Beklemmung und Angstgefühle äußert.

    So jedenfalls die wissenschaftliche Erklärung! Was aber bedeutet dieses Phänomen nun auf künstlerischer Ebene? Wie und auf welche Weise kann dieser Naturerscheinung im kreativen Sinne nachgespürt werden? Ok, eine vielleicht einfache Frage, die aber nicht so einfach beantwortet werden kann. Denn um was geht es hier? Was drängt sich auf beim Untersuchen wie Hinterfragen des weißen, des unendlichen Raums? Was assoziieren wir mit der Farbe „Weiß“, mit dem Verschwinden von Konturen und Kontrasten? Verlieren wir dabei die Orientierung oder ist es gerade diese Auflösung ins Weiß, ins farbliche Nichts, was die künstlerische Auseinandersetzung provoziert, ja antreibt?

    Weiß als Farbe, Wille und Vorstellung. Ob als hellste Nichtfarbe oder dominante Gegenspielerin zum restlichen Farbenspektrum – sie ist die Verkörperung reiner Energie, in ihr summieren sich alle Farben.

    Dazu fallen uns nun Begriffe ein wie Unschuld, Reinheit, Prägnanz oder Stille. Aber auch Isolation, Leere, Einsamkeit. In den westlichen Kulturkreisen gilt Weiß als Symbol für Unendlichkeit und Unsterblichkeit und ist gleichzeitig auch eine königliche Farbe. Die Buddhisten tragen sie als Zeichen der Trauer und in China ist sie ein Synonym für Alter oder Hinterlist. Wir sind also ständig umgeben von Weiß in allen Facetten und Ausformungen – erst durch genaueres Hinsehen erkennt man, welch ein gestalterisches Potential sich hier auffächert, eine schier endlose Inspirationquelle.

    „Im fahlen Licht des Nordens reflektiert ein Schneemann in einer Tiefschneelandschaft ohne Kontraste. Umgeben von Nebelbänken und Graureihern, träumt er von weißen Segeln und endlosen Sandstränden als Sehnsuchtsort und summt die Melodien des weißen Albums der Beatles“, ist das nur eine Assoziation oder vielleicht eher ein weißes Märchen? Immerhin: das „Weiße Album“ der Beatles von 1968 gilt heute als Meilenstein der neueren Musikgeschichte.

    Nun gut – alles auf Anfang – so vielfältig eine Annäherung an dieses Thema, so vielfältig gestalten sich die Interpretationen. „Weiß“ als Farbe und Aussage umfassend zu begreifen scheint ein fast unmögliches Unterfangen, aber das bedeutet nicht, zu kapitulieren und die weiße Flagge zu schwenken. Nein, im Gegenteil – mehr als 20 KünstlerInnen der Neuen Gruppe haben sich dieser Thematik gestellt und präsentieren in den unterschiedlichsten Techniken ihre eigene, individuelle Sichtweise und künstlerische Position. Hierdurch ergeben sich neue Zusammenhänge oder Berührungspunkte. Orientierungs- und Deutungsmöglichkeiten werden aufgezeigt und spannen einen roten (oder weißen) Faden zwischen den einzelnen Ausstellungstücken.

    Und noch ein Tipp: Sollten Sie einmal in ein Whiteout (siehe oben) geraten, ist äußerste Vorsicht geboten. Es wird empfohlen, sich nur in Gruppen darin aufzuhalten, sich anzuseilen und sich in Ausstellungen langsam entlang der Exponate zu hangeln. Safety first!

    NEUE GRUPPE | Stefan Wehmeier

    Impressum: Künstlerverband NEUE GRUPPE e.V., Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1, 80538 München
    Eingetragen beim Registergericht des Amtsgerichtes München, Aktenzeichen VR 4705
  • NEUE GRUPPE
    HAUS DER KUNST MüNCHEN